…das waren die ersten Worte des Briten Ray Mckenna an Alexander Sommer vom Hoyerswerdaer Leichtathletik-, Reha- und Gesundheitssportverein (LARG), der gerade in Madrid Vize-Europameister im Diskuswurf der M40 geworden ist.
Gemeinsam sitzen die zwei in der Madrider Metro und unterhalten sich angeregt über den Wettkampf, das Training, die sportliche Vorgeschichte aber auch über Ihre Familien. Ray wurde im selben Wettbewerb Siebenter und war mit seiner Leistung sehr zufrieden. Alexander muss jetzt schnell vom Wurfstadion im Osten der Stadt zur Siegerehrung in die Leichtathletikhalle im Westen Madrids. Eine Siegerehrung hatte er eigentlich nicht eingeplant.
Bereits am Dienstag ging es für Ihn vom Flughafen Berlin-Schönefeld in die etwas wärmere Hauptstadt Spaniens. Dort mussten dann erstmal die Start- sowie Akkreditierungsunterlagen abgeholt werden. Anschließend wurde ins Hotel eingecheckt, welches sich in der Nähe des Wurfstadions im Stadtteil Moratalaz befand. Noch schnell wurden die Wettkampfsachen geordnet und gepackt und dann war der Tag bereits vorbei.
Am Mittwoch früh hieß es nach dem Frühstück direkt Aufbruch ins Stadion. Der eigene Diskus musste spätestens drei Stunden vor Wettkampfbeginn bei der Gerätekontrolle zum Wiegen und Vermessen abgegeben werden. Die Sonne schien bei etwa 3°C und es wehte ein böiger Wind. Aber diese Bedingungen war Alexander vom Training gewöhnt. „Wichtig ist ein trockener Ring!“. 12:20 Uhr fanden sich dann die acht Finalisten (u.a. aus Spanien, Großbritannien, Finnland, Norwegen und Frankreich) an der Wettkampfstätte ein. Platz 5 und über 40m, damit wäre Alexander sehr zufrieden gewesen. Bereits im zweiten Durchgang konnte er sich mit 39,77m seiner eigenen Schallmauer nähern. Dann im dritten Versuch kam der Diskus richtig ins fliegen: 41,63m. Persönliche Bestleistung und Platz 3 im Zwischen-Klassement. Der erste Jubelschrei hallte durchs Stadion. Nun hieß es, die Spannung aufrecht zu erhalten, um vielleicht noch einen draufzusetzen. Im vierten Versuch ging es wieder über 40m: 40,67m. Jetzt lief es richtig gut. Fünfter Versuch: Schnelle Körperdrehung, kraftvoller Armzug und dann flog das 2kg-Arbeitsgerät von Alexander bis auf phantastische 42,48m. Eine Verbesserung seiner vor zwei Wochen bei den deutschen Meisterschaften in Erfurt aufgestellten persönlichen Bestleistung um über 2m. Der Jubel war riesig. Als sich die Konkurrenz im sechsten Versuch nicht mehr steigern konnte, war klar: Alexander hat eine Medaille sicher. Erst jetzt realisierte er, dass auf der Anzeigetafel „Place: 2“ stand. Silber und damit Vizeeuropameister. Mit dem 42m-Wurf hatte er den bis dahin zweitplatzierten Spanier noch abgefangen. „Das ist verrückt – That´s crazy“ waren die Worte, die Alexander immer wieder wiederholte, als die Mitstreiter ihn beglückwünschten. Der Sieger aus Spanien Francesco Ares Guzman warf im letzten Versuch unerreichbare 45,43m, Bronze ging mit 20cm Rückstand auf Alexanders Bestweite an David de Angel, ebenfalls aus dem Gastgeberland.
Sofort wurden die ersten Telefonate geführt, die Familie aber vor allem auch der Trainer Jörg Thorhauer mussten informiert werden. Und dessen Freude war natürlich riesengroß. So einen Erfolg gab es noch nie in der Vereinsgeschichte.
Die anschließende Siegerehrung war dann sehr stimmungsvoll, die Medaillen außergewöhnlich groß und schön. Bei einem spanischen Sieg war die Begeisterung der einheimischen Fans natürlich besonders groß. Die spanische Nationalhymne wurde gespielt und anschließend Fotos gemacht und Telefonnummern ausgetauscht. Ein wundervolles internationales Spektakel.
Eigentlich wollte Alexander ja noch im Kugelstoßen antreten, welches am selben Abend um 20:30 Uhr statt fand. Aufgrund einer vor einigen Wochen erlittenen Kapselverletzung am Finger hätte er jedoch mit seinem schwachen rechten Arm stoßen müssen. In den letzten Trainings waren die erzielten Weiten zwar schon recht passabel, genügten den hohen Ansprüchen von Alexander jedoch nicht. Nach dem unerwarteten Erfolg beim Diskuswurf war es dann auch verständlich, dass Alexander beim Kugelstoßen nicht mehr an den Start ging. Vielmehr nutzte er den Rest des Tages sowie den anschließenden Donnerstag, um noch anderen Wettbewerben zuzuschauen sowie ein wenig die Stadt zu erkunden. Königspalast, Plaza Mayor, die Kathedrale La Almudena und auch das Stadion Santiago Bernabéu (Real Madrid) wurden begutachtet und für äußerst sehenswert befunden.
Am Freitag war das Abenteuer dann auch schon wieder vorbei. Nach drei Stunden Flug konnte auch das Wetter in Berlin (4°C, Regen) die Laune von Alexander nicht trüben. Diesen Erfolg hatte er sich hart erarbeitet und es folgen nun mindestens zwei Wochen Trainingspause zum Erholen, regenerieren und auch, um wieder etwas mehr Zeit für die Familie und das Haus zu haben.